Singen
Wo die Erde das uralte Feuer erinnert …

So lässt sich der Geist dieser außergewöhnlichen Stadt beschreiben, verborgen zwischen den sanften Hügeln des Hegau und den smaragdgrünen Wassern des Bodensees. Singen ist ein Ort, an dem sich Natur und Geschichte in einer rauen und zugleich feinen Landschaft verweben – dort, wo die Kegel erloschener Vulkane, überwuchert von Reben und üppigem Grün, über weite Wiesen und Felder aufragen.
Stadt am Grenzland – woher kommt der Name?
Die Etymologie des Namens Singen ist bis heute umstritten, doch am häufigsten wird er vom althochdeutschen singen abgeleitet. Gemeint war jedoch nicht nur das Singen im wörtlichen Sinne. Es heißt, am Fuß des Hohentwiel hätten sich einst Stämme versammelt, um Geschichten auszutauschen, Beratungen abzuhalten, zu feiern – also die Geschichte von Menschen und Land „zu singen“. Noch heute lebt diese Symbolik in Festen, Konzerten und Märkten fort, die das ganze Jahr über die Stadt beleben.
Geschichte, die der Wind erzählt
Die Geschichte Singens ist untrennbar mit dem majestätischen Hohentwiel verbunden, dem mächtigen erloschenen Vulkan, dessen Kegel stolz über die gesamte Umgebung ragt. Bereits im 8. Jahrhundert befand sich hier ein Kloster, das später zu einer Burg und Festung ausgebaut wurde. Über Jahrhunderte war der Hohentwiel eine der wichtigsten Verteidigungsanlagen Schwabens – er überstand unzählige Belagerungen während des Dreißigjährigen Krieges und wurde schließlich erst von Napoleons Truppen eingenommen.
Die Siedlung Singen selbst stand lange im Schatten des Berges. Aus einem kleinen Bauerndorf, umgeben von fruchtbaren Feldern und Weinbergen, entwickelte es sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Industriezentrum. Hüttenwerke, Metallbetriebe und die chemische Industrie zogen Arbeiter aus weit entfernten Regionen an und prägten den multikulturellen Charakter der Stadt. Heute spürt man die industrielle Vergangenheit in den erhaltenen Fabrikhallen, die vielfach ein neues Leben gefunden haben – als Museen, Kunstzentren oder moderne Coworking-Spaces.
Sehenswertes – nicht nur der Hohentwiel
Auch wenn der Hohentwiel alles überragt, birgt Singen weitere Orte, die den Besucher verzaubern können:
ü Ruinen der Festung Hohentwiel – ein absolutes Muss. Über steile Wege gelangt man zu einer gewaltigen Ruinenanlage, die noch immer die Macht vergangener Jahrhunderte ausstrahlt. Vom Gipfel eröffnet sich einer der schönsten Ausblicke in Baden-Württemberg: über die Hegau-Vulkane, die Fläche des Bodensees und bei guter Sicht bis zu den Alpen.
ü Städtisches Museum Singen – überrascht mit Vielfalt: von Relikten der Industriegeschichte über Zeugnisse des Alltagslebens bis hin zu Originaldokumenten aus den Belagerungen des Hohentwiel.
ü St. Thomas Kirche – von außen schlicht, innen voller Ruhe und feiner Details gotischer und barocker Architektur.
ü Wander- und Radwege – rund um die Stadt zieht sich ein Netz von Wegen durch die Vulkankegel des Hegau. Ein Paradies für Wanderer und Radfahrer, und jeder dieser kleinen Berge erzählt seine eigene Legende – von Rittern, Einsiedlern und Winzern.
ü Naturschutzgebiet Hegau – ein Reich seltener Pflanzen, die seit Jahrhunderten auf vulkanischem Gestein gedeihen und ein einzigartiges Mikroklima schaffen.
Singen heute – Tradition trifft Moderne
Heute ist Singen ein Ort, der seine Wurzeln nicht vergessen hat und doch mutig nach vorne blickt. Es gibt eine lebendige Fußgängerzone mit Cafés und Boutiquen, farbenfrohe Bauernmärkte und industrielle Räume mit Ausstellungen junger Künstler. Abends erfüllen Musik und Stimmen die Straßen – von lokalen Bands bis zu Symphonieorchestern, die im Sommer auf der Open-Air-Bühne am Hohentwiel auftreten.
Unterkünfte – wo man länger verweilen kann
In Singen findet man Unterkünfte für jeden Geschmack und jedes Budget:
ü Für jene, die Ruhe und Nähe zur Natur schätzen, eignen sich Bauernhöfe und kleine Pensionen mit Blick auf die Hegauberge.
ü Komfortliebhaber übernachten in modernen Boutique-Hotels im Stadtzentrum, oft in restaurierten Fabrikgebäuden mit Loft-Atmosphäre und Design, inspiriert von der industriellen Vergangenheit.
ü Familien mit Kindern bevorzugen gemütliche Ferienwohnungen – ein perfekter Ausgangspunkt für Ausflüge an den Bodensee oder in die nahegelegene Schweiz.
Ein Lied in der Stille
Singen wirbt nicht mit großen touristischen Parolen. Es flüstert vielmehr – im Wind auf dem Hohentwiel, im Knarren der Holzböden alter Häuser, im Rattern der Züge, die seit über hundert Jahren diese Grenzlandschaft durchqueren. Es ist ein Ort, der Harmonie zwischen Erbe und Moderne, Natur und Industrie, Vergangenheit und Gegenwart finden lässt. Man muss nur innehalten und dieser leisen Melodie lauschen – Singen.
